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AUF EIN WORT


      Lernbegleitung:



      Spielerisch Deutsch



      lernen






                         Ein zehnjähriger Ivorer stellte sich Sabine
                          Winter auf ungewöhnliche Weise vor. Als
                           sie ihn nach seinen Hobbys fragte, machte
                           er einen einarmigen Handstand und schlug
                           Rad. Die deutschen Worte für seine Sport-
                           begeisterung fehlten ihm noch. 90-minü-
                          tige Treffen sorgen nun dafür, dass sich der
                         Viertklässler immer sicherer in der neuen
                      Sprache fühlt.
               Sabine  Winter, die  über  40  Jahre  als Grundschullehrerin
               arbeitete, unterstützt ihn als Lernbegleiterin.

               „In vielen Klassen nehmen Kinder und Jugendliche am
               Unterricht teil, die nur über einen Grundwortschatz verfü-
               gen. Das erschwert das Stoffverständnis und die Integration.
               Lernbegleiter*innen arbeiten Unterrichtsinhalte auf und för-
               dern die Sprachkenntnis“, erzählt Sabine Winter.

               Sie unterstützt zurzeit drei Flüchtlingskinder in Einzelbe-
               treuung. „Ich kann viele Materialien aus meiner Zeit als
               Lehrerin nutzen. Zusätzlich brachte eine viertägige Quali-
               fizierung an der VHS interessante Ideen, wie man Deutsch
               spielerisch vermittelt.“ Ergiebig sind zum Beispiel Karten,
               auf denen Tätigkeiten abgebildet sind. Abwechselnd wird
               gezogen und vorgespielt. Das Gegenüber bildet einen Satz
               mit dem erratenen Verb.

               Da wird zum Beispiel munter gesprungen und gehüpft –
               unterhaltsam und einprägsam. „Zum Einstieg erzählen wir
               immer, wie das Wochenende war. Dann sorgen verschie-  „Ich lerne auch selbst. Ein Mädchen aus dem Irak hat mir
               dene Materialien für Sprechanlässe. Das kann mal ein Lern-  zum Beispiel neulich den Jerusalema-Tanz von TikTok bei-
               arbeitsheft-Kapitel über den Pausenhof oder die Turnhalle   gebracht.“
               sein, ein Memory-Spiel oder Obst und Gemüse, das nach
               der richtigen Benennung verzehrt werden darf.        Die Lehrer*innen haben zum Beginn der Lernförderung
                                                                    eine Leistungsbewertung erstellt, mit Hinweisen, welche
               Durch Spaß und Bewegung erweitern die Kinder schnell   Themen besonders wichtig sind. Nun berichten sie über die
               ihren Wortschatz.“ Ergiebig sind auch die Steigerungs-  Fortschritte – etwa, dass sich jemand öfter meldet und sich
               spiele: Was kannst du gut, was besser, was am besten?     mehr zutraut. „So ein Feedback freut mich. Man merkt: Man
                                                                    macht etwas Sinnvolles.“

      „Die Kinder sind sehr lernwillig und interessiert.
      Das ist für mich ein dankbares Vermitteln“, so
      Sabine Winter.


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