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ÜBER DIE SCHULTER GESCHAUT


     LOS GING ES MIT EINER FRECHEN KATZE





      Ein Besuch beim Cartoonisten Karsten Weyershausen





      DIE STADTBIBLIOTHEK                  Herr Weyershausen, was hat Ihre Begeisterung für Comics und Cartoons geweckt?
      EMPFIEHLT:                           Als ich fünf war, hat mir meine Mutter gezeigt, wie Donald Duck als Himmelsschreiber
                                           arbeitet. Mit einem Flugzeug schrieb er Werbebotschaften in den Himmel. Das fand ich so
      Cartoons entwerfen und zeichnen      ungewöhnlich und toll, dass ich sogar eine Schneeballschlacht sausen ließ. Mein Freund
      Vincent Woodcock.                    musste warten. In der Grundschule war ich dann schon bekannt als „der Zeichner“. In der
                                           zweiten Klasse sollten wir uns selbst darstellen. Ich habe mich mit Wachsmalkreide als
      Die Kunst des Zeichnens:             Mr. Spock gemalt. So fing es an. Mit zwölf war mein Berufswunsch klar: Comiczeichner.
      Comic, Cartoon
      Übersetzung: Wiebke Krabbe und       Wie wurde dann ein Beruf daraus?
      Verena Zemme.                        In meiner Zivildienstzeit habe ich im Selbstverlag einen Comic veröffentlicht: Storys über
                                           Rotty Rottecker, eine freche nervende Katze. Den habe ich auch an Zeitschriften geschickt.
                                           So kamen die ersten Aufträge: Horror- und Science-Fiction-Comics für Magazine. Stilistisch
                                           bin ich flexibel. Ich habe Comics für Bravo und Cartoons für Satiremagazine und Webportale
                                           gezeichnet, Sympathiefiguren für Lebensmittel gestaltet, Geschenkbücher für Hunde- oder
                                           Katzenliebhaber und auch mal ein Wolfsburger Wimmelbuch.

                                           Gibt es Schwerpunkt-Themen?
                                           Das, was viele beschäftigt: Beziehungen, Familie, Job, Autos. Bisher habe ich rund 2800
                                           Cartoons gezeichnet, vor allem Gag-Cartoons.

                                           Zeichnen Sie am Computer?
                                           Am Computer koloriere ich. Der Rest entsteht auf Papier. Ich zeichne vor allem mit Feder.
                                           Übers Papier zu kratzen, macht richtig Spaß – und der große Vorteil ist, dass man sehr dünn
                                           zeichnen kann. Ändert sich die Strichstärke, etwa bei einer Nase, kommt Leben in eine Zeich-
                                           nung. Um bestimmte Effekte zu erreichen, male ich auch mal mit Marker oder Pinsel.

                                           Welche Vorbildung sollten Laien bei einem Kurs mitbringen?
                                           Wichtig ist vor allem, dass man Ideen hat. Dann zeige ich, wie man sie umsetzt: wie man
                                           einen Cartoon aufbaut, wie Emotionen entstehen, welche Schrift, welcher Hintergrund sich
      Wenn aus der Idee                    eignen. Cartoons und Comics zu zeichnen, ist ein Denksport. Das gefällt mir auch daran.
      ein Cartoon wird – ein
      Zusammenspiel von
      analoger und digitaler
      Technik:

                       1 Skizze anlegen              2 Übertragen des Motivs auf       3 Reinzeichnung mit Feder



                                                                                und Tusche
                                                     Transparentpapier mit Bleistift













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