Die Volkshochschule im Bildungshaus Wolfsburg führt im Auftrag der Stadt Wolfsburg (Geschäftsbereich Schule) und der Agentur für Arbeit Wolfsburg seit Sommer 2023 an mittlerweile elf allgemeinbildenden Schulen das Projekt „Vertiefte Berufsorientierung“ durch.

Das Projekt zielt darauf ab, die Schüler*innen umfassend auf ihre berufliche Zukunft vorzubereiten.

Im Schuljahr 2024/2025 werden knapp 2000 Schüler*innen mit dem Projekt erreicht und ihnen wertvolle Einblicke in verschiedene Berufsfelder und Studienmöglichkeiten gegeben.

Fünf Module für eine vertiefte Berufsorientierung

Das Projekt umfasst derzeit fünf gezielte und individuell wählbare Module, die den Schüler*innen helfen, ihre Interessen und Stärken zu erkennen und zu entwickeln. Jedes Modul ist darauf ausgelegt, praxisnahe Erfahrungen zu bieten und die Schüler*innen aktiv in den Prozess der Berufsorientierung einzubeziehen.

Mayra Brenner und Alina Paul koordinieren auf Seite der VHS das Projekt.

Modul 1 „Welt der Berufe“

Im Modul 1 „Welt der Berufe“ präsentieren sich unterschiedliche Betriebe in teilnehmenden Schulen. „Was verdient man? Und wie viele Urlaubstage hat man?“ sind einige der häufigsten Fragen der Schüler*innen. Aber auch, ob man ein Praktikum machen kann und welche Zugangsvoraussetzungen es für die Ausbildung gibt.

Dieses Format ist sehr spannend für die Schüler*innen, da neben diesen Fragen, auch Berufe vorgestellt werden, die viele Schüler*innen (noch) nicht kennen oder die zunächst nicht interessant erscheinen. So fasziniert beispielsweise ein regionaler Bestatter jedes Mal die Schüler*innen mit seinen Erzählungen und gibt einen ungefilterten Einblick in seinen Berufsalltag.

Durch die zusätzliche Kooperation mit den Ausbildungsbotschafter*innen der IHK (und zukünftig auch HWK) werden Berufe und Ausbildungen peer-to-peer sehr nahbar vorgestellt.

Dieses Modul schafft es auch, bestimmte Vorurteile gegen einzelne Berufsrichtungen abzubauen. So wird den Schüler*innen klar, dass man im Einzelhandel beispielsweise nicht „nur“ an der Kasse sitzt, sondern unterschiedlichste Aufgaben in teilweise international aufgestellten Unternehmen übernehmen oder auch ein duales Studium beginnen kann.

Mit diesem Modul möchten wir unterschiedlichste berufliche Möglichkeiten aufzeigen, handwerkliche Berufe bewerben und das Interesse wecken, sich mit seiner individuellen Berufsorientierung frühzeitig auseinanderzusetzen.

Modul 2 „praktische Berufsfelderkundung“

Handwerkliche Berufe spielen auch in unserem Modul 2 „praktische Berufsfelderkundung“ eine große Rolle. Hierbei verbringen die Schüler*innen einen Schulvormittag bei der Wolfsburger Beschäftigungs gemeinnützige GmbH (WBG) und erproben sich dort in unterschiedlichen Werkstätten. So können die Schüler*innen zum Beispiel in der Holzwerkstatt Holz schleifen, sägen und kleinere Figuren erstellen. Oder sie gehen in die Räume der Elektrotechnik und stecken dort Schaltkreise. Auch gibt es einen Raum für zukünftige Friseur*innen. In einem eigenen Pflegeraum wird gemeinsam Blutdruck gemessen und an einer Puppe geübt, wie man rückenfreundlich den Patienten hebt.

Modul 3 „praktische Berufsorientierung für Zugewanderte“

Dieses Modul wird speziell für Zugewanderte angeboten (Modul 3 „praktische Berufsorientierung für Zugewanderte“). Hier werden die Schüler*innen von Sprachlehrkräften begleitet und ihnen wird das deutsche Ausbildungssystem vorgestellt.

Modul 4 „Studium und Beruf“

Für die Abschlussklassen der Oberstufe bietet unser Modul 4 „Studium und Beruf“ eine weitere Entscheidungshilfe, ob nach der Schulzeit eher eine Ausbildung oder ein Studium begonnen werden soll. In diesem Modul besichtigen die Oberstufenschüler*innen Betriebe vor Ort und erhalten dort einen exklusiven Einblick in die Abläufe des Betriebs und besuchen einen Tag später Hochschulen oder Universitäten der Region.

Dies gibt den Schüler*innen auch die Gelegenheit das Unternehmensklima zu erleben und dort aus erster Hand alles über die Studien- und Ausbildungsmöglichkeiten zu erfahren. Hier ergeben sich häufig aufschlussreiche Gespräche oder Tipps für Vorstellungsgespräche und Eignungstests des jeweiligen Betriebs. Auch für die Betriebe ist dieses Modul ein Zugewinn, da sie sich sehr persönlich präsentieren und einen Blick auf mögliche Bewerber*innen werfen können. So konnten mit Hilfe unserer Module schon einige Praktikumsplätze vermittelt werden.

Ähnlich ist es bei dem Besuch der Hochschulen und Universitäten. Diese öffnen die Tore für die Schüler*innen und führen sie über den Campus oder lassen sie in Vorlesungen reinschnuppern. Wer hätte diese Möglichkeit nicht auch gern in seiner eigenen Schulzeit wahrgenommen? Denn auch hier ist es wichtig, sich nicht nur für das Studienfach zu entscheiden, sondern auch das Campusleben zu erfahren und abzuwägen, ob der Ort zu einem passt und man sich dort wohlfühlt.

Modul 5 „Berufswahl, Selbstmarketing und mentale Gesundheit“

Beim Modul 5 „Berufswahl, Selbstmarketing und mentale Gesundheit“ lernen die Schüler*innen vor allem wie man sich in Vorstellungsgesprächen verhält und wie beispielweise der mögliche, zukünftige Chef begrüßt werden sollte. Dies wird viel durch Rollen- und Kommunikationsspiele eingeübt und es werden Tipps gegeben, wie man mit Frust, Stress und Konflikten umgeht.  

Elternarbeit im digitalen Zeitalter

Ein wichtiger Bestandteil unseres Projekts ist die Elternarbeit. Im aktuellen Schuljahr wird ein digitaler Elternabend erprobt, um vor allem die Erziehungsberechtigten in den Berufsorientierungsprozess einzubinden. So können Eltern aktiv an der beruflichen Entwicklung ihrer Kinder teilnehmen, wertvolle Informationen erhalten und vor allem ihre Fragen stellen. Viele Eltern sind oft ebenfalls verunsichert und sorgen sich um die berufliche Zukunft ihrer Kinder. In diesen digitalen Elternabenden soll es daher um Vermittlung von Informationen gehen. Die Eltern sollen aber auch Tipps erhalten, wie sie ihr Kind emotional unterstützen, aber auch vermeiden können, eigene Vorstellungen oder Karrierewünsche auf die Kinder zu projizieren oder ungewollten Druck zu erzeugen. Die Eltern sollen ermutigt werden, ihre Kinder bei diesem wichtigen Schritt zur Seite zu stehen und sich gemeinsam zu informieren, um die individuell beste Entscheidung zu treffen.

Breite Kooperationen

Am Projekt nehmen bereits mehr als 60 regionale Betriebe sowie sechs Universitäten und Hochschulen teil. Diese Zusammenarbeit ermöglicht es, den Schüler*innen ein breites Spektrum an Möglichkeiten aufzuzeigen und direkte Kontakte zu potenziellen Arbeitgebern und weiterführenden Bildungseinrichtungen herzustellen.

„Hierbei achten wir darauf, möglichst alle Branchen abzudecken. So kooperieren wir mit sozialen Betrieben, wie der Diakonie oder Sportvereinen, aber auch technischen Unternehmen, wie Brose Sitech und Volke“, berichtet Mayra Brenner. Alina Paul ergänzt: „Unsere Kooperationspartner befinden sich regional in Wolfsburg, Braunschweig und Gifhorn. So stellen wir sicher, dass die Unternehmen für die Schüler*innen gut erreichbar sind und stärken damit auch die Region“.

Eigenes MINT-Modul

In Zusammenarbeit mit der Stadt Wolfsburg und der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften wird erstmals seit diesem Schuljahr zudem das MINT-Modul „AkkuRacer“ angeboten. In diesem schulübergreifenden Wettbewerb haben Schülerinnen und Schüler (8.-10. Jahrgang) die Chance, ein elektrisch angetriebenes Fahrzeug zu bauen.

Durch dieses praxisnahe Projekt soll die Begeisterung für MINT-Fächer geweckt und den Schüler*innen Perspektiven in zukunftsgerichteten Bereichen eröffnet werden.

So haben interessierte Schulen die Möglichkeit, ohne eigenes Lehrpersonal an diesem spannenden Projekt teilzunehmen. Am Ende findet in der Innenstadt ein aufregendes „Abschlussrennen“ in unterschiedlichen Disziplinen statt.

Ausblick

Das Projekt wird ab Sommer 2025 um weitere zwei Schuljahre verlängert. Das Team der Vertieften Berufsorientierung freut sich, noch mehr Schüler*innen in Wolfsburg die Gelegenheit zu bieten, sich beruflich zu orientieren und ihnen vielleicht sogar zu ihrem Traumberuf zu verhelfen.